Wie rote Erde

Im Mittelpunkt der Erzählung steht die junge Aboriginal August Gondiwindi, die nach dem Tod des geliebten Großvaters Albert aus London das erste Mal nach 10 Jahren zur Beerdigung zurück in ihr Herkunftsland reist. Im kleinen fiktiven Ort „Massacre Plains“ knüpft sie an ihre Vergangenheit an und erfährt, dass der Großvater, bei dem sie und ihre Schwester aufgewachsen sind, vor seinem Ableben ein Wörterbuch auf Kassetten angelegt hat, in dem einzelne Worte und Geschichten/Überlieferungen der Vorfahren festgehalten sind - in der Hoffnung, damit die alten Gebräuche, Mythen, Rezepte und Geschichten für die jüngere Generation zu bewahren und ihnen Identität und Herkunftswissen zu spenden. Das Trauma der jungen Frau, die ersten acht Jahre mit einem drogensüchtigen Elternpaar zu leben, und das spurlose Verschwinden ihrer ein Jahr älteren Schwester in Kindertagen, ist immer präsent. Aber sie stellt sich den Erinnerungen und schafft gemeinsam mit ihrer Familie einen Neubeginn auf dem Land ihrer Vorfahren. Zwei Erzählstränge, das Wörterbuch des Alten verwoben mit seiner lebensgeschichtlichen Rückschau und die Erinnerungen/ Betrachtungen seiner Enkelin August, lassen das entbehrungsreiche Leben der Ureinwohner zweier Generationen und den Einfluss der Ahnen eindrücklich deutlich werden. Eine dritte Erzählebene wird gefüllt mit Briefen des sächsischen Reverend Ferdinand Greenleaf um 1915, in denen er das menschenverachtende System der britischen Kolonialherren hinterfragt und anprangert. - Die Autorin entstammt dem Volk der Wiradjuri und nähert sich mit diesem fein konstruierten Roman, der zum Verständnis um die Ureinwohner und die Geschichte Australiens beitragen kann, der Kultur und Sprache der indigenen Völker Australiens, aber auch dem Unrecht während Kolonisation und Knechtschaft an.