Das Streichholzhaus
Dem äußeren Anschein nach führt Anna kein schlechtes Leben in der Ukraine, doch als sie zunehmend von ihrer Einsamkeit und depressiven Stimmungen überwältigt wird, verliert sie ihre Wohnung und wird obdachlos. Einem Gefühl folgend wandert sie in die Schweiz aus, wo sie in einer Obdachlosengemeinschaft aufgenommen wird. Aufgabe der Gemeinschaft ist zunächst die Sortierung von Gegenständen aus Spenden und Wohnungsauflösungen, die dann entsorgt oder wiederverkauft werden. Obwohl die Arbeit Anna körperlich und seelisch erschöpft, gewinnt sie doch aus der gegenseitigen Unterstützung und Annahme neue Kraft und schließt tiefe Freundschaften. Angesichts der Proteste auf dem Maidan, der Annexion der Krim und der Kämpfe in der Ostukraine beschließt Anna schließlich jedoch, in ihr Heimatland zurückzukehren. - Als Leserinnen und Leser lernt man die Bewohner der Gemeinschaft, ihre Geschichten und Erfahrungen gemeinsam mit Anna kennen. Untermalt werden manche Szenen dabei mit kurzen Comic-Sequenzen. Nur in diesem Zusammenhalt kann Anna die Überproduktion und Verschwendung ertragen, mit denen sie im Rahmen ihrer Tätigkeit täglich konfrontiert wird. Auch mit der Thematisierung des Konflikts mit Russland wird ein politisch nun wieder sehr aktuelles Thema angesprochen. Stilistisch weist der Roman jedoch gewisse Längen auf, sodass er eher für ein ausgewähltes Publikum interessant sein dürfte.
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Streichholzhaus
Eugenia Senik ; mit Illustrationen von Serhii Kostyshyn ; aus dem Ukrainischen übersetzt von Matthias Müller
Zytglogge (2022)
400 Seiten : Illustrationen
fest geb.