"Einig. Furchtlos. Treu."

Das Fußballmagazin "Kicker" ist schon über 100 Jahre die entscheidende Zeitschrift für eine Vielzahl von Fußballfans. Zum Jubiläum wurden unabhängige Historiker beauftragt, sich mit dem "Kicker" in der Zeit des Nationalsozialismus zu befassen. Dies war die Grundlage für das vorliegende Buch. So weit bekannt, ist die Fußballzeitschrift die erste, die sich mit ihrer Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigte. Sehr bald, nachdem sich Walther Bensemann von der Redaktion getrennt hat, weil er als Jude Angst vor Repressionen hatte, veränderte sich die Hauptrichtung "seines Kicker". Die nationalsozialistische Sportpolitik und ihre Selbstdarstellung waren jetzt die Leitlinien. Bensemanns engster Mitarbeiter, der Hauptschriftleiter Hanns-Jakob Müllenbach, schreibt plötzlich Artikel, in denen die Nazi-Propaganda eine Haupttrolle spielt. Viele Menschen, die etwas zu sagen haben, vergessen alte Freunde und ihre Prinzipien und gehen schnell zur neuen Linie über. Interessant, dass eine Reihe von Journalisten noch vor dem Schriftleitergesetz, das erst 1934 in Kraft tritt und die Pressefreiheit beseitigt, schon die Propaganda der neuen Führung übernehmen. In dieser Phase trägt der Kicker auch dazu bei, das neue System zu unterstützen. Unbenommen bleibt die Fußball-Berichterstattung bis in die untersten Ligen. Dass nach dem Einmarsch in Polen die Berichte über den englischen Fußball verschwinden, passt zu den geschichtlichen Hintergründen. Das Buch ist für historisch interessierte Leser zu empfehlen, weil sie feststellen müssen, dass auch der Sportjournalismus sich den neuen Gegebenheiten angepasst hat. Die präzise Gliederung im Inhaltsverzeichnis hilft, sich gut zu orientieren.