Der kleine Herr Tod

Der kleine Herr Tod fühlt sich ausgebrannt. Er hat es so satt, sich um die vielen toten Hühner des Geflügel-Barons Zuckmeyer zu kümmern und rastet total aus. Sein oberster Chef, der alte Hades, hat ein Einsehen und schickt ihn auf eine ganz irdische Der kleine Herr Tod Urlaubsreise. In Frankfurt trifft der kleine Herr Tod den 13-jährigen Stephan, genannt Bengel, der unheilbar an Krebs erkrankt ist und zufälligerweise genau wie er selbst ein wahrer Fan von Death-Metal ist. Der Junge ist aus dem Krankenhaus ausgerissen, weil ihn die ständige Sorge, die ganze Betulichkeit und das Mitleid gehörig auf die Nerven gehen. Da kommt der kleine Herr Tod gerade recht! Sie freunden sich an und gründen zusammen mit einem zugelaufenen zotteligen Hund eine Metal-Band. Nach einigen Proben starten sie einen wahren Rachefeldzug gegen all jene, die ihrer Meinung nach großen Schaden anrichten. Mit ihrer buchstäblich höllischen Musik erteilen sie einem ignoranten Musiklehrer, einer dümmlichen, auf Bachblüten schwörenden Heilpraktikerin, einem verlogenen Journalisten und letztlich auch dem gewissenlosen Hühnerbaron Zuckmeyer eine ordentliche Lektion. Erst danach führt der kleine Tod den Jungen in den Himmel, der so ganz anders ist, als man sich ihn vorstellt, nämlich "super nekro", wie für ihn geschaffen! - Christian Y. Schmidt, ehemaliger Redakteur der Satire-Zeitschrift "Titanic", hat schon mit seinem Buch "Der letzte Hulsenbeck" in verschiedenen Feuilletons für ein begeistertes Echo gesorgt. Nicht minder enthusiastisch wird auch "Der kleine Herr Tod" als "schwarzhumorig", "unglaublich lustig", "gewitzt und leichtfüßig", aber auch als nachdenklich machende Erzählung, die genau zur rechten Zeit erschienen ist, von der Presse gefeiert. Auch die meist farbigen, surrealen Illustrationen werden hoch gelobt. Meinen Geschmack hat das Buch allerdings nicht so ganz treffen können. Der betont jugendliche Jargon sowie die zahlreichen buchstäblich höllischen Sprach- bzw. Wortschöpfungen mögen zwar fantasievoll und witzig sein, verlieren aber in ihrer Geballtheit den Reiz. Auch die Figuren scheinen mir in ihrer sicher absichtlichen Überzeichnung zu klischeehaft, wenn nicht sogar stammtischartig karikiert. Interessierten, jungen und jung gebliebenen Liebhabern von schrägen Geschichten und Fans von Death-Metal-Musik sei diese Erzählung aber gern empfohlen.

Barbara Nüsgen-Schäfer

Barbara Nüsgen-Schäfer

rezensiert für den Borromäusverein.

Der kleine Herr Tod

Der kleine Herr Tod

Christian Y. Schmidt ; mit Illustrationen von Ulrike Haseloff
Rowohlt Berlin (2020)

142 Seiten : zahlreiche Illustrationen (teilweise farbig)
fest geb.

MedienNr.: 953745
ISBN 978-3-7371-0078-6
9783737100786
ca. 16,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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