Anatomy

Die 17-jährige Hazel Sinnett träumt davon, Chirurgin zu werden. Weil dies für eine schottische Lady im 19. Jh. unmöglich ist, schleicht sie sich in Männerkleidung in die Vorlesungen des berühmten Dr. Beecham. Schon bald fliegt ihre Tarnung auf, doch zu ihrem Erstaunen lässt sich ihr Dozent auf einen Deal ein: Wenn sie ohne Unterricht die medizinische Prüfung besteht, darf sie bei ihm studieren. Beim Versuch, an menschliche Körper für die wichtige anatomische Ausbildung zu kommen, trifft sie auf Jack Currer, der es zu seinem Beruf gemacht hat, Leichen auszugraben und sie zu Lehrzwecken zu verkaufen. Als sie bei ihren heimlichen anatomischen Forschungen immer mehr unheimliche Auffälligkeiten an den Köpern der Toten bemerkt, kommt Hazel ungewollt einer gefährlichen medizinischen Verschwörung auf die Spur, der auch ihr Geliebter Jack zum Opfer fallen soll. - Dieser erste Teil einer geplanten Dilogie ist nicht nur durch die Wahl seines für den YA-Bereich ungewöhnlichen Themas "Medizingeschichte" interessant, sondern kann auch mit einer ungewöhnlichen Protagonistin punkten, die sich gegen alle gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit für den wenig angesehenen und für Frauen undenkbaren Beruf des Chirurgen entscheidet. Ihre Geschichte und die des Leichenräubers Jack wirkt zunächst trotz einiger Unwahrscheinlichkeiten und historischer Ungenauigkeiten durchaus glaubwürdig und fesselt durch seine authentisch wirkende Atmosphäre. Dass dieses historische Setting im zweiten Teil des Romans immer mehr von fantastischen Elementen überlagert wird, bringt der Geschichte zwar viele lesenswerte Spannungselemente, macht sie aber auch ein Stück weit zu einer austauschbaren Fantasygeschichte. Lohnend bleibt die Lektüre dennoch.