Der Friedhofswärter
Als Jacob Hampton sich in die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Naomi verliebt und diese auch noch schwanger wird, kommt es zum Bruch mit seinen Eltern. David Hampton, Besitzer eines Sägewerkes und eines Ladens in dem kleinen Ort Blowing Rock,
enterbt seinen Sohn. Kurz nach der Hochzeit wird Jacob nach Korea eingezogen. Als er schwer verletzt wird, fälschen die Hamptons ein Telegramm und lassen die Familie Naomis im Glauben, dass Jacob getötet wurde. Jacob gegenüber behaupten sie hingegen, dass Naomi bei der Geburt ihres Kindes gestorben sei. Jacobs Freund Blackburn, der den örtlichen Friedhof und die Kirche betreut, fällt zunächst auf eine inszenierte Beerdigung Naomis herein, doch er wird misstrauisch und deckt das Lügengespinst auf. – Ron Rashs Geschichte erinnert an die Bücher von Carson McCullers. Konzentriert fängt er das Leben in einer Kleinstadt im Süden der USA ein. Das Buch lässt seinen Charakteren Raum, die vielschichtig angelegt sind. Dazu tragen auch die Reflexionen der Figuren bei, die darüber hinaus eine beeindruckende atmosphärische Dichte schaffen. Rash gelingt zudem ein Plot, der die Spannung bis zum Schluss auf hohem Niveau hält.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.

Der Friedhofswärter
Ron Rash ; aus dem amerikanischen Englisch von Sigrun Arenz
ARS VIVENDI (2024)
239 Seiten
fest geb.