Ohne dich

Die niederländische Autorin weiß sich gekonnt in die oft schwierigen psychischen Zustände ihrer jugendlichen Protagonist:innen hineinzuversetzen (u.a. „Das hier ist kein Tagebuch“, BP/mp 16/210). Auch in ihrem neusten Jugendroman über interkulturelle Freundschaft und Verlusterfahrung stellt sie ihr Können wieder einmal unter Beweis. Der 15-jährige Joschua ist ein sensibler, oftmals wütender Junge, der seine Gefühle meist nur zeichnerisch zum Ausdruck bringen kann. Einziger Halt ist seine beste Freundin Zivan, die einst mit ihrer Familie aus dem Irak nach Deutschland geflohen ist. Doch nun hat ihr Vater beschlossen, zurück in die alte Heimat zu gehen, wo Zivan zwangsverheiratet werden soll. Auch schulisch läuft es nicht gut für den Jungen, aufgrund schlechter Leistungen ist er auf die Hauptschule gewechselt. Seinen Mitschüler:innen, die aus meist prekären sozialen Verhältnissen stammen, begegnet er mit den gängigen Vorurteilen, die seine bildungsbürgerliche Herkunft ihm vorgeben. - Sassens Ich-Erzähler hat einen ganz eigenen Erzählton, frisch und direkt und trotz aller Dramatik voller Humor. Er erzählt einerseits einfühlsam und sehr authentisch von seinem großen Kummer über den Verlust der Freundin, gleichzeitig dürfen die Leser:innen aber auch an Joschuas Entwicklung teilhaben. Er schafft es, Klischees und Vorurteile zu überwindet und neue Freundschaften zu schließen. Immer wieder in den Text eingestreut sind die Zeichnungen des Künstlers Martijn van der Linden, die der literarischen Qualität des Textes in nichts nachstehen und als Reflexionen von Joschuas Innenleben verstanden werden können. Für alle Bestände!