Sterben

Die renommierte australische Schriftstellerin Cory Taylor ist unheilbar an Krebs erkrankt und schreibt in diesem Buch über ihre Gedanken und Erfahrungen in dieser schwersten Zeit ihres Lebens. Das Buch wird inzwischen rund um den Globus gelesen und auch diskutiert. Die Autorin hat es verfasst, weil für so viele Menschen der Tod zu etwas Unaussprechlichem, zu einem monströsen Schweigen geworden ist (vgl. S. 16). "Wir haben unsere gemeinsame Sprache des Sterbens verloren" (S. 29), beklagt die Autorin. Nicht einmal die Ärzte in den Kliniken sprechen über den Tod, sondern nur über die Behandlungen. Dieses Buch schafft beides: es bringt die Dramatik des Sterbens mit allen seinen Gefühlen, auch der Trauer und den offenen Fragen ins Wort und es setzt rückblickend die Erfahrungen des Lebens in ein neues Licht. Für die Autorin sind es die Arbeit und die Familie, die ihr Leben bis zuletzt prägen und auch erhalten. Sie ist nicht religiös, dennoch stößt sie in ihrem Nachdenken an die Grenzen des Wissen-Könnens. Auch hier bleibt sie sich treu, indem sie nüchtern und ehrlich beschreibt, was sie darüber denkt: "Vielleicht reicht aber auch Sprache einfach nicht aus, um das Unbeschreibliche zu beschreiben." (S. 59) Erstaunlich klar analysiert sie ihre Haltung zu der Möglichkeit der Selbsttötung. Das tödlich wirkende Mittel, das sie selbst nehmen könnte, so beschreibt sie es, verschaffe ihr ein Gefühl von Autonomie in aller Unausweichlichkeit, insbesondere das Gefühl, auf ihr Schicksal noch selbst Einfluss nehmen zu können (vgl. S. 170). Es lohnt sich sicher, auch über dieses Tabuthema ins Gespräch zu kommen - unabhängig von der Position, die man einnimmt - wie auch über alle anderen Fragen, die dieses Buch aufwirft. Dann erst hat es seinen Zweck erfüllt. Allen Beständen sehr zu empfehlen. (Übers.: Ulrike Kretschmer)