Kontur eines Lebens
Frieda (81) lebt seit dem Tod ihres Mannes im Pflegeheim, versucht sich dort einzuleben und sich mit ihren Gebrechen zu arrangieren. Dabei driften ihre Gedanken immer wieder in ihre Vergangenheit ab, Erinnerungen kommen hoch und beschäftigen sie stark. Sie wuchs in den 60er-Jahren in einem katholischen Elternhaus in den Niederlanden auf, lernte den verheirateten Otto kennen und wurde schwanger. Gegen den Willen der Eltern trug sie das Kind aus, durfte es aber nicht behalten und heiratete später Louis. Mit ihm gründete sie eine Familie, ihr Geheimnis vertraute sie jedoch niemandem an, bis jetzt. – Der niederländische Autor Jaap Robben versucht mit zarten und einfühlsamen Tönen aus der Sicht einer Frau, das menschliche Drama in einer Beziehung zu einem verheirateten Mann und deren Folgen in den 60er Jahren einzufangen. In zwei Erzählsträngen schildert er mit großem Einfühlungsvermögen auf der einen Seite die traumatische Schwangerschaft, Totgeburt und einsame Trauer einer alleingelassenen Mutter unter den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen, und auf der anderen Seite die Schattenseiten des Alters zu Hause und im Pflegeheim. Eine sehr berührende Geschichte, die in einem noch lange nachklingen wird. Sehr zu empfehlen.
Elisabeth Kemper
rezensiert für den Borromäusverein.
Kontur eines Lebens
Jaap Robben ; aus dem Niederländischen von Birgit Erdmann
DuMont (2023)
333 Seiten
fest geb.