Verdammt wütend
Britt ist wie immer in den Ferien zusammen mit Mann und Tochter im Sommerhaus ihrer Freunde zu Gast. Gerade hat sie ohne Rücksicht auf Verluste vor Familie und Freunden ihre lebenslang angestaute Wut über ihr Dasein als Frau rausgelassen. Sie braucht
nun dringend eine Auszeit, um sich zu sammeln, und fährt mit ihrer Gastgeberin Nico ins Blaue. Nico ist von ihrer Lebenseinstellung her ihr Gegenteil, was sie bis dahin auf Distanz gehalten hat. Britt war schon als Kind ein braves Mädchen und hat später alle Erwartungen an sie als Frau, Arbeitnehmerin, Partnerin und Mutter erfüllt. Sie hat alle geschriebenen und ungeschriebenen Regeln befolgt und versucht, so wenig Platz einzunehmen wie möglich. Jetzt muss sie aber feststellen, dass sie sich dabei selbst aus den Augen verloren hat. Das Einzige, was sie nach dem Wutausbruch bedauert ist, dass sie nicht schon vor vielen Jahren ihren Frust herausgelassen hat. – Nachdem die Norwegerin Linn Strømsborg sich in „Nie, nie, nie“ (BP/mp 21/989) der freiwilligen Kinderlosigkeit gewidmet hat, geht es ihr hier um das traditionelle Rollenverständnis der Frau. Als Stilmittel nutzt Strømsborg oft mantraartige Wiederholungen wie: Mädchen/Frau zu sein bedeutet …; … Ich bin wütend, weil …; Ich liebe meine Tochter, aber … Durch diese plakative Schreibweise eignet sich das Buch bestens für die Auseinandersetzung mit dem Frausein, allein oder warum nicht im Literaturkreis.
Maria Holgersson
rezensiert für den Borromäusverein.
Verdammt wütend
Linn Strømsborg ; aus dem Norwegischen von Karoline Hippe
DuMont (2024)
222 Seiten
fest geb.
Auszeichnung: Roman des Monats