Dann rennen wir

Dublin im Jahr 1983. Die Gesellschaft hat sehr genaue Vorstellungen davon, welches Leben Frauen führen sollen. Die 16-jährige Jasmine will Boxen lernen, doch dieser Sport ist für Frauen verboten. Sie findet einen Unterstützer und beginnt mit dem Training, bis ihr Cousin sie zu einem Wettkampf zwingen will. Jetzt muss Jasmine noch mehr für ihre Eigenständigkeit kämpfen. 2012 erwägt die Gynäkologin Sheila, ihre Stelle im Dubliner Krankenhaus aufzugeben und nach London zu ziehen. Sie ist zwar gerne Ärztin, hat aber ständig mit den Auswirkungen des im Jahr 1983 verabschiedeten Zusatzartikels zu kämpfen, der Abtreibungen ohne Ausnahme verbietet. Sie hat in ihrem Berufsleben mehrmals Frauen an ungewollten Schwangerschaften sterben sehen. Allerdings kann Sheila nicht einfach gehen, denn ihre Mutter ist an Alzheimer erkrankt und benötigt gute Betreuung. Und auch die Teenagerin Ali, deren Mutter 2012 starb, kann sich nicht damit anfreunden, dass sie von den Großeltern adoptiert werden soll. Das Mädchen will sich dem Erziehungsstil der Großeltern nicht unterwerfen und schließt sich einer Biker-Gang an. Die drei Frauen eint, dass sie vor Hürden stehen und gerne davonlaufen würden. Sie entdecken, dass sie zwar gehen können, sich dabei aber immer mitnehmen und sie lernen, dass sie zu sich stehen müssen, um wirkliche Freiheit zu finden. Die drei Geschichten laufen längere Zeit nebeneinanderher und verknüpfen sich auf sehr geschickte Weise, wenn z.B. erzählt wird, dass Sheila ein Faible für Frauenboxen hat. Franziska Hartmann erzählt die realitätsnahen Geschichten mit ihrer einprägsamen Stimme nachdrücklich und ehrlich. Allerdings benötigen die Hörer/-innen Geduld, denn es dauert etwas, bis man die Erzählfäden zuordnen kann. Für interessierte Hörer/-innen und Büchereien mit einem größeren Bestand auf jeden Fall zu empfehlen.