Schroders Schweigen
Amity Gaiges dritter Roman ist Lebensbeichte, Erklärung und versuchte Rechtfertigung des Eric Kennedy alias Eric Schroder. Geschrieben aus dem Knast an seine Frau Laura. Es ist eine Erzählung über die "Kennedywerdung" des Eric Schroder zum Eric Kennedy. Im Moment des Schreibens hat dieser ca. 25 Jahre eines Doppellebens, mehrere tausend Kilometer eigenmächtig verlängerter Vaterzeit mit seiner Tochter Meadow, eine Flucht vor der Polizei, dem verweigerten Sorgerecht und der Wirklichkeit und der Suche nach dem eigenen Vater hinter sich. Im Alter von fünf Jahren immigriert Eric Schroder 1975 mit seinem Vater aus der DDR in die USA. Um an einem Zeltlager teilnehmen zu können, erschafft sich Eric Schroder seine zweite Identität. Als seine Ehe scheitert, wird ihm das Besuchsrecht seiner Tochter Meadow immer mehr eingeschränkt. Der Enddreißiger bringt Meadow daraufhin von einem Treffen einfach nicht zurück. Was für ihn eine gerechtfertigte Zeit mit seiner Tochter ist, weitet sich für den Rest der Welt zu einer Kindesentführung aus. Das anfängliche Vergnügen wird immer mehr zu einer Flucht vor der Wirklichkeit, der Jagd nach den eigenen Wurzeln und zum Zerbrechen seines Doppellebens. Die lettischstämmige Autorin erschafft Schroder als eine sympathische und zugleich abgründig-abstoßende Hauptfigur. Bedenkenswert ist die deutliche Kritik an Sorgerechtsrealitäten, die nicht das Wohl und Recht des Kindes auf beide Eltern im Blick hat. "Schroders Schweigen" ist ein packendes und herausforderndes Hörvergnügen!
Karsten Steil-Wilke
rezensiert für den Borromäusverein.
Schroders Schweigen
Amity Gaige. Gelesen von Hans-Werner Meyer
Random House Audio (2013)
6 CD (ca. 417 Min.)
CD