Tod oder Taufe

1096 bewegt sich ein Heer von Kreuzfahrern - Ritter, Bauern, Frauen und Kinder - auf Mainz zu. Die dort lebenden Juden bangen um ihr Leben. Zu ihnen gehören auch der Glasmacher Rabbi Chaim und seine Familie. Chaim ist ein Vertreter des weltoffenen Judentums. Zusammen mit dem Domdekan Raimund übersetzt er Bibelverse und versucht dadurch, die Gemeinsamkeiten der beiden Religionen deutlich zu machen. Als Mainz und die dortige Bischofspfalz von den Kreuzfahrern gestürmt werden, kann jedoch auch Raimund die Katastrophe nicht verhindern. Auf Druck des religiösen Wortführers der Kreuzfahrer, "Rotkutte", müssen sich die Juden taufen lassen oder werden getötet. Doch als die Kreuzfahrer abziehen, bleibt eine jüdische Gemeinde zurück, deren Überlebenswille ungebrochen ist. - Matthiessen hat einen gut recherchierten Roman geschrieben. Seine Figuren sind mehrschichtig angelegt. Voller innerer Widersprüche geraten sie in den Strudel der Ereignisse, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden. Dadurch gelingt es dem Autor, die historischen Vorkommnisse in persönlichen Schicksalen lebendig werden zu lassen. Ein äußerst informativer Anhang unterstützt die Auseinandersetzung mit den historischen Hintergründen.