Lebenslauf

Es war eine unkonventionelle Familie, in die Alice Schwarzer während des Zweiten Weltkrieges als uneheliches "Kind der Schande" geboren wurde. Die Mutter zeigte kaum Interesse, die Großeltern zogen das Kind auf, allerdings mit vertauschten Rollen. Für die Großmutter waren die üblichen weiblichen Tugenden eher eine Last. Heute könnte man sie sich als Karrierefrau vorstellen, damals haben Konventionen ihre Flügel gestutzt. Mit diesen Erfahrungen ausgestattet und einen unbändigen Sinn für Gerechtigkeit betrat Alice Schwarzer die Bühne der Studentenrevolten in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Immer wieder erfuhr sie selbst Benachteiligungen, Diffamierungen und Anfeindungen als Frau, die sich nicht unter das Diktat gerade angesagter Verhaltensweisen stellen wollte. Am Ende steht ihre Frauenzeitschrift Emma, für die sie noch heute engagiert arbeitet. Interessant sind viele Hintergrundberichte aus der linken Szene und aus der Frauenbewegung. Und immer wieder deckt die Autorin Seilschaften, Vorurteile und einseitige Darstellungen ihrer Person auf. Neben einem Exkurs in die jüngste Geschichte bietet dieses Hörbuch ein ganz neues Bild einer Frau, die maßgeblich an der Abschaffung einiger für Frauen benachteiligender Gesetze beteiligt war. Der Paragraf 218 ist einer der wichtigsten und spektakulärsten - das könnte in dem Nutzerkreis von KÖBs nicht ganz unproblematisch sein. Die Lesung durch die Autorin enthält zwar einige Mängel, die wegen der Authentizität in diesem Fall zu verschmerzen sind. Sehr interessant und empfehlenswert.