In Dschungeln, in Wüsten, im Krieg

Gabriele Riedle gilt als mutige, wortbeherzte Journalistin. Ihre Prosa geht weit über das Format einer herkömmlichen Reportage hinaus. Sie geht ihren Schreibaufträgen in Wüsten, Dschungeln und Kriegen, in denen sie ihre mittlerweile über zwanzigjährige Tätigkeit geführt hat, auf den Grund. Ihr Stil folgt dabei einem inneren Bewusstseinsstrom. Die Erfahrungen in der Wüste Gobi, im Urwald von Papua-Neuguinea, auf einem Pilgerpfad in Tibet, in Kriegsgebieten im Hindukusch und in Libyen ist durchsetzt von persönlichen Empfindungen und Reflexionen. Wie es dazu kam, dass sie unter der Dusche von Bin Ladens dritter oder vierter Frau stand, was davon zu halten ist, dass ein Ex-General von Kindersoldaten auf einmal von seiner Mutterliebe erzählt, warum die postsowjetischen Hotelfoyers sich alle ähneln, was der Chefredakteur zu sagen hat, welche Rolle der Hegelsche Weltgeist als metaphysischer Entwicklungshelfer spielt: Das alles wird in zupackenden Szenen berichtet und eindringlich erzählt. Ausgangspunkt des Buches ist der blutige Tod des berühmten britischen Kriegsfotografen Tim H. in Libyen, von dem Gabriele Riedle aus dem Radio erfahren hat. Wenn es eine Lektion gibt, dann die, dass es Helden nicht gibt in Kriegs- und Krisengebieten, nur Grauzonen zwischen Opfern und Tätern - und das große Risiko für die dort Berichtenden. Ein großartiges Buch, nominiert für den Deutschen Buchpreis.