Sommerkind

Eines Abends gehen Kolja und seine jüngere Schwester Malu schwimmen, sie will ins Freibad, er bevorzugt die Bucht gleich daneben. Im Meer zieht schon Ragna ihre Bahnen, die eine Klasse über Kolja und in ihn verliebt ist. Sie ist es, der irgendwann Sommerkind auffällt, dass Malu zu lange wegbleibt, springt auf und rennt zum Schwimmbad. 25 Jahre später steht Ragna plötzlich ein Bild jenes Abends vor Augen: Malu reglos auf dem Grund des Schwimmbeckens. Aber was genau ist passiert? Sie hat keine Erinnerungen, die Zeit danach ist wie ausgelöscht. Sie versucht Kolja ausfindig zu machen, um diese Lücke in ihrem Leben zu füllen. Von einem ehemaligen Klassenkameraden erfährt sie, dass seine Familie kurz nach dem Unglück von der Nordseeküste nach Oberbayern gezogen war, Kolja hätte dort einen engen Freund gefunden. Ragna macht sich auf in den Süden, trifft den verschlossenen Max, besucht ein Pflegeheim für Wachkomapatienten und spricht mit der Chefärztin einer Spezialklinik, die damals ein fürsorgliches Auge auf den sensiblen und mit Schuldgefühlen belasteten Kolja hatte. Diese Spurensuche ergänzt die Autorin mit Abschnitten aus Koljas Leben, so dass die Leser/innen immer tiefer in die Folgen dieses Unglücks eintauchen, das den Angehörigen (zu) viel abverlangt hat. Dieser stille, intensive Roman, in dessen Zentrum neben Schuld, Buße und Trauer vor allem die Frage steht, was ein Leben lebenswert macht, wird mit Nachdruck empfohlen.

Barbara Sckell

Barbara Sckell

rezensiert für den Borromäusverein.

Sommerkind

Sommerkind

Monika Held
Eichborn (2017)

222 S.
fest geb.

MedienNr.: 848742
ISBN 978-3-8479-0626-1
9783847906261
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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Auszeichnung: Roman des Monats