Radikal barmherzig

Als der Autor während seines Studiums in eine Lebenskrise geriet, begann er, sich mit der Lebensgeschichte seines Großvaters zu beschäftigen. Dessen Eltern, Vertreter der christlichen Erweckungsbewegung, hatten nach dem Ersten Weltkrieg ihr Haus Radikal barmherzig in Berlin verkauft und einen heruntergekommenen Hof in Hessen gekauft, um dort eine Siedlung nach ihren Vorstellungen eines religiösen Kommunismus zu gründen. Es wurde eine Bastion der Werte der Jugendbewegung, Privateigentum wurde als Diebstahl angesehen und das Leben allein auf die Bibel gegründet. Sie sahen sich als die alleinigen, rechtmäßigen Nachfolger Jesu, letzten Endes als Nachfahren der Wiedertäuferbewegung. Der Autor, der selbst in einem Bruderhof in den USA lebt, schildert das Leben in dieser Gemeinschaft, die Selbstzweifel seines Großvaters, die internen Streitigkeiten, die Flucht vor den Nazis, die sie zunächst nach Liechtenstein und schließlich auch nach Paraguay und Amerika führte. Geld war ständig Mangelware, Spenden wurden zum Auf- und Ausbau neuer Höfe aufgewandt. Das Buch ist gut lesbar geschrieben, es fehlen jedoch eine gewisse Distanz sowie eine allgemeine religionsgeschichtliche Einordnung der Bruderhof-Bewegung.

Julia Massenkeil-Kühn

Julia Massenkeil-Kühn

rezensiert für den Borromäusverein.

Radikal barmherzig

Radikal barmherzig

Peter Mommsen
Neufeld (2017)

317, [32] S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 591865
ISBN 978-3-86256-078-3
9783862560783
ca. 29,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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