Es wehte hier eine andere Luft

Sie war zu Beginn des 20. Jh. nicht nur eine vielgelesene Schriftstellerin und Lyrikerin, sondern auch eine engagierte Kämpferin für Frauenrechte und eine Förderin von Autorinnen und Autoren. Geboren 1884 und aufgewachsen auf dem elterlichen Rittergut Böckel in Ostwestfalen, war ihre finanzielle Zukunft durch die Erbschaft ihres Großvaters gesichert, der in Russland durch industrielle Zuckerproduktion zu großem Reichtum gelangt war. Vermögend zog sie 1913 nach München, um - wie der Buchtitel signalisiert - "hier eine andere Luft" einzuatmen. Voll Enthusiasmus tauchte sie in die Schwabinger Boheme ein, schrieb Romane, Novellen und Gedichtzyklen und sie schmückte ihre großbürgerliche Wohnung immerhin mit aktuell erworbenen Gemälden und Zeichnungen von Picasso, Emil Nolde, Heinrich Vogeler, Ferdinand Hodler und vielen anderen Künstlern. Vor allem jedoch war ihr Salon Treffpunkt vieler noch unbekannter, aber aufstrebender und auch bereits etablierter Schriftsteller, die sie mäzenatisch unterstützte. Rainer Maria Rilke war einer der besonders großzügig von ihr geförderten Dichter, der als Dank für ihre Freundschaft nicht nur einfühlsame Briefe an sie schrieb, sondern ihr auch die 5. der im Schloss Duino bei Triest entstandenen, berühmten "Duineser Elegien" gewidmet hat. - Eine aus vielen Quellen geschöpfte, seriöse und mit Empathie verfasste Biografie über Leben und Werk der zu Unrecht vergessenen Schriftstellerin und Künstler-Muse, der mit dieser Hommage ein schon längst überfälliges literarisches Denkmal gesetzt wurde.