Fragen an mich
Dieses Buch zeigt den Papst anders, als er uns kirchenamtlich erscheint. Hier legt er keine Enzyklika vor, predigt nicht für große Menschenmengen, formuliert nicht für ein von ihm sorgfältig geschriebenes Buch oder für eine seiner theologischen Abhandlungen. Hier ist Benedikt XVI. zu erleben, wie er auf unvorhergesehene Fragen antwortet: persönlich, spontan, nie aggressiv oder von oben herab dozierend. Er spricht mit Kindern, mit Priestern und Journalisten. Er lässt sich interviewen und stellt sich Pressekonferenzen. Immer wird verständlich, was er sagen will. Immer zeigt er sich verständnisvoll und liebenswürdig, auch wenn er auf Fragen antwortet, die er schon so oft beantworten musste. Selbst heiklen Fragen nach wiederverheirateten Geschiedenen, nach Zölibat und Frauenordination weicht er nicht aus, sondern versucht, geduldig seine Position zu erläutern. Besonders freudig stellt er sich den Fragen von Kindern, die nach seinem persönlichen Lebensweg fragen und wissen wollen, ob er schon früher daran gedacht hat, Papst zu werden. Seine Souveränität zeigt sich darin, dass er manchmal kurze Sätze formuliert, die mehr sagen als lange theologische Traktate oder Katechismusantworten. Einziges Manko dieses Buches: ein Quellenverzeichnis fehlt und somit bleibt unklar, wer in den Interviews die Fragen stellt. Dem Kenner des gegenwärtigen Pontifikats schenkt das Buch keine Neuigkeiten, aber auch er wird die Form der Antworten, die er er hier hört, zu schätzen wissen. Allen Büchereien empfohlen.
Werner Trutwin
rezensiert für den Borromäusverein.
Fragen an mich
Benedikt XVI.
Sankt Ulrich-Verl. (2012)
352 S.
fest geb.