Die andere Mrs. Walker
2011 verlässt Margret Penny nach 30 Jahren mit Aufstieg und tiefem Fall mit nur einer kleinen Tasche London Richtung Edinburgh zu ihrer Mutter Barbara, die sie mit 17 Jahren verlassen hat. Völlig mittellos und von der Mutter widerwillig aufgenommen, übernimmt sie die Aufgabe, Geschichte und Angehörige von verlassenen Toten zu suchen, bevor diese beerdigt werden. Die erste Verstorbene, für die Margaret Daten und Fakten ihres Lebens recherchiert, ist Mrs. Walker, eine sehr arme Frau, die erst viele Tage nach ihrem Tod gefunden wurde. Deren offensichtlich vermögende Schwester taucht aus den USA zur Beerdigung auf, bezahlt diese und verschwindet wieder. Anlässlich dieser Beerdigung haben sich drei Schwestern getroffen, Ruby, ihre Zwillingsschwester Barbara und die älteste Schwester Clementine. Die Leser/-innen erfahren in regelmäßigen, aber nicht chronologischen Rückblicken die Geschichte dieser Schwestern Walker, wie ihre Familie sich auflöste, zur Familie Penny und damit ihrer Wurzeln beraubt wurde, welche zerstörerische Rolle die Anwaltskanzlei Nye & Sons dabei gespielt hat. Geburt, Tod, Mord, Betrug, Amts- und sexueller Missbrauch, Prostitution kennzeichnen diese fast 100-jährige Geschichte, einiges bleibt für immer im Dunkeln. Verschiedene Gegenstände - z.B. eine Brosche, eine Putte, zwei Löffel und vor allem Mandarinen (-kerne) - verbinden alle Leben und Erzählteile miteinander. Margret Penny erfährt - im Gegensatz zu den Leser/-innen - bis zum Ende nichts von ihrer wahren Familie und ihrer Herkunft. Als besondere Form der Kriminalgeschichte interessant.
Barbara Schürmann-Preußler
rezensiert für den Borromäusverein.
Die andere Mrs. Walker
Mary Paulson-Ellis ; Deutsch von Kathrin Bielfeldt
Argument Verlag (2022)
Ariadne ; 1260
439 Seiten
fest geb.