Unterwegs ins Morgenland
Bernd Brunners Buch ist eine eher ungewöhnliche Annäherung an das Leben im Heiligen Land. Aus 55 historischen Reisebeschreibungen entsteht ein vielfältiges – oft auch zu hinterfragendes – Bild, das neben einem friedlichen Zusammenleben verschiedener
Kulturen und Religionen immer auch Konflikte offenbart – nicht zuletzt auch zwischen den Anhängern verschiedener christlicher Glaubensrichtungen. Dass Jerusalem über Jahrhunderte hinweg auch ein Anziehungspunkt für muslimische Pilger war, ist dabei ein ebenso interessanter Aspekt wie die Tatsache, dass der deutsche Offizier Helmuth von Moltke einen christlichen Staat Palästina gründen und unter die Aufsicht eines Fürsten des Deutschen Reiches stellen wollte. Immer wieder finden sich in den Schilderungen Vorurteile dem jeweils Andersgläubigen gegenüber. Auch von Diskriminierungen und von Ausbeutung der Pilger durch osmanische Herrscher wird berichtet. Der Autor verwendet eine Vielzahl von Zitaten aus zeitgenössischen Berichten und schildert die Schicksale einzelner Reisender, wodurch auch die Faszination deutlich wird, die das Heilige Land über Jahrtausende hinweg auf große Teile der Welt ausgeübt hat. Eine Faszination, die bis heute anhält.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.

Unterwegs ins Morgenland
Bernd Brunner
Galiani Berlin (2024)
312, [8] Seiten : Illustrationen (teilweise farbig)
fest geb.