Malagash
Malagash ist ein winziger Ort in Cumberland County in der kanadischen Provinz Nova Scotia. Ein 39-jähriger Familienvater, der unheilbar an Krebs erkrankt ist, wünscht sich, dort in seiner Heimat zu sterben. Seine Frau und seine beiden Kinder Sunday und Simon ziehen in sein Elternhaus zu seiner Mutter. Er bereitet sich im nahe gelegenen Krankenhaus auf das Sterben vor. Die Kinder können den bevorstehenden Tod des Vaters nicht akzeptieren. Die halbwüchsige Tochter, ein Computerfreak, nimmt alle Gespräche mit dem Vater per Handy auf. Auch wenn sie nicht im Krankenzimmer ist, versteckt sie das Gerät im Aufnahmemodus in der Nähe des Bettes. Abends im Haus der Großmutter zieht sie die Dateien auf ihren Laptop. Sie bastelt an einem Computervirus, das die Essenz des Vaters enthalten soll. Als Geschichte und nicht als bedrohliches Virus wird ihr Vater so in der virtuellen Welt überleben. Das Mädchen und ihr kleiner Bruder übernachten gemeinsam in einem Zimmer und schlafen in einem Stockbett. Sie schaffen es in nächtlichen Gesprächen, einander Halt zu geben. Jeden Abend verabschiedet sich die Tochter mit denselben Worten von ihrem Vater: „Auf Wiedersehen für immer.“ - Der kanadische Schriftsteller Comeau zeichnet ein sensibles Porträt trauender Menschen. Indem er seine Geschichte aus dem Blickwinkel einer Jugendlichen erzählt, bekommt sie einen erfrischenden Ton, fern jeder Sentimentalität und dennoch ergreifend. Besonders zu empfehlen!
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Malagash
Joey Comeau ; aus dem kanadischen Englisch von Tobias Reußwig
Luftschacht Verlag (2021)
134 Seiten
fest geb.