Der letzte Mönch von Tibhirine

Allen Todesdrohungen zum Trotz blieben die Trappisten von Tibhirine während des algerischen Bürgerkriegs in den Neunzigerjahren in ihrem Kloster. 1996 bezahlten sieben von ihnen diese Beharrlichkeit mit dem Leben. Etliche Bücher und ein bewegender Film ("Von Menschen und Göttern", BP/mp 12/502) sind dazu bereits erschienen. Jetzt legt der Journalist Freddy Derwahl ein Porträt von Frère Jean-Pierre vor, der der Entführung und den darauf folgenden Morden entging. Jean-Pierre lebt mittlerweile in einem kleinen Kloster in Marokko, wo Derwahl ihn besucht hat. Im Leben des 87-jährigen Jean-Pierre sind die Entführung und der Mord an seinen Brüdern die wichtigsten, einschneidendsten Ereignisse geworden. Bereitwillig übernahm er die Rolle ihres Botschafters und Nachlassverwalters. Doch Derwahl reduziert ihn nicht darauf, glücklicherweise. Er porträtiert ihn als warmherzigen, bescheidenen und demütigen Menschen, getragen von großem Gottvertrauen. Seine Bescheidenheit zeigt sich z.B. darin, dass er weniger von sich als von seinen Brüdern im Kloster erzählt, von seinem Freund Luc, dem Arzt, oder von Prior Christian de Chergé. Freddy Derwahl erzählt lebendig und spannend von Jean-Pierres Lebensreise und vom Schicksal seiner Brüder. Seinen Bericht ergänzt er um (farblich und durch die Schrifttype abgesetzte) Aufzeichnungen aus seinem geistlichen Tagebuch, das er während seines Aufenthalts in Marokko führte. Farbfotos vermitteln einen Eindruck von Menschen, Klostergebäuden und der Landschaft. Alles zusammen ergibt das beeindruckende Porträt eines Christen, das zugleich ein eindringliches Zeugnis christlicher Präsenz in einem islamischen Land ist. Für europäische Christen kann das Leben der Mönche von Tibhirine im Sinne eines Lebens unter Fremden auch Vorbild für die eigene christliche Existenz in einer weitgehend säkularen Gesellschaft sein. (Religiöses Buch des Monats Oktober)