Die Villen am Griebnitzsee und ihre Geschichte
Der Kunsthistoriker C.J. Partsch zeigt in dieser inhaltlich wie optisch herausragend gestalteten Zusammenschau, dass es sich bei den Villen am Griebnitzsee nicht nur um architektonisch interessante herrschaftliche Häuser und Gartengestaltungen handelt, sondern dass die einzelnen Objekte auch außergewöhnliche Geschichten erzählen. Der ca. 3 km lange und 260 m breite Griebnitzsee, der im Norden an Berlin und im Süden an Potsdam grenzt, ist heute eine "beschauliche Oase" zwischen den beiden Städten. Seit Ende des 19. Jh. entstanden am Süd- und Nordufer repräsentative Villen - erbaut von Angehörigen des gebildeten Großbürgertums (Bankiers, Unternehmer, Professoren) -, die der Autor anhand alter Fotografien, Skizzen und Bebauungsplänen in ihrer historistischen Formenvielfalt vorstellt. Doch die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bedeutete das schleichende Ende dieses gesellschaftlichen Mittelpunkts und läutete den Terror gegen die meist jüdischen Bewohner ein, der schließlich zur Deportation der nicht rechtzeitig Emigrierten führte. Das endgültige Aus brachten jedoch die Zerstörungen und Plünderungen durch die einrückenden Sowjettruppen. Nach der streng priorisierten Nutzung (Behörden, Wohnraum für "absolut Zuverlässige") zu DDR-Zeiten erfolgte nach der Wiedervereinigung die Instandsetzung sowie - wenn möglich - die Rückgabe an die Erben der ehemaligen Besitzer. - Ein interessantes Buch, durch das man tiefe, in der üblichen Geschichtsbetrachtung kaum berücksichtigte Einblicke gewinnt.
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Villen am Griebnitzsee und ihre Geschichte
C. J. Partsch
Elisabeth Sandmann Verlag (2021)
152 Seiten : zahlreiche Illustrationen (teilweise farbig)
fest geb.