Beeindruckende Nahtoderfahrungen

Der Autor, ehemaliger Leiter des Medizinischen Büros in Lourdes und Vorsitzender der Internationalen Ärztevereinigung von Lourdes, möchte mit diesem Buch zum Dialog zwischen Vernunft und Glauben beitragen und Nahtoderfahrungen unter der Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse und aus der Erfahrung gläubiger Menschen darstellen. Zugleich versucht er, Nahtoderfahrungen als Glaubwürdigkeitserweise der Religion, näherhin der katholischen Konfession, nachvollziehbar zu machen. Schon die Anlage des Buches, die sich durch einen Blick in das Inhaltsverzeichnis erschließt, lässt Zweifel darüber aufkommen, ob das Ziel, so objektiv wie möglich die Fakten von Nahtoderfahrungen darzustellen (vgl. S. 29), erreicht werden kann. Subjektive Berichte von Betroffenen eines Nahtodes wechseln sich ab mit Zitaten aus religiösen Kontexten oder enthalten ihrerseits religiöse Interpretationen. Ähnlichkeiten zwischen Nahtoderfahrungen, Heilungswundern, Marienerscheinungen und mystischen Phänomenen (vgl. S. 31) werden nahegelegt, wo eine Unterscheidung dieser Phänomene hilfreicher gewesen wäre. Die an den Anfang des Buches gestellte These, dass die Schilderung von Nahtoderfahrungen die Glaubwürdigkeit christlicher Transzendenzerfahrungen steigern könnte, erscheint nach der Lektüre noch fragwürdiger. Eine Nahtoderfahrung kann entweder aus der Perspektive der Wissenschaften oder aus der Perspektive subjektiver Erfahrung (ob religiös oder nicht religiös) analysiert bzw. beschrieben werden. Welche Schlüsse der Einzelne daraus zieht, entscheidet jede und jeder selbst. Diese können dann aber auch keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben. Die Ebenen zu vermischen, dient weder der medizinischen Wissenschaft noch der Überzeugungskraft irgendeiner Religion. Eine Empfehlung für das Buch fällt aus den oben genannten Gründen schwer.