Gröttrup und das Universum der erfinderischen Zwerge

Im April 1945, als US-Truppen in Richtung Harz marschieren, soll Raketenspezialist Helmut Gröttrup zusammen mit 450 Kollegen aus Bleicherode, wohin die ehemals in Peenemünde tätigen Raketenfachleute gebracht worden waren und wo sie monatlich 1800 Raketen bauen sollten, in die "Alpenfestung" evakuiert werden. Doch Gröttrup gelingt die Flucht aus dem Zug nach Bayern und einige Tage später klopft er bei seiner Frau im thüringischen Dorf Stöckey an die Tür. Gröttrup, einer der genialsten deutschen Ingenieure des 20. Jh., war maßgeblich an der Entwicklung des Aggregat 4 beteiligt, mit dem 1942 die Eroberung des Weltraums begann, das aber auch die Grundlage für die Nazi-Vergeltungswaffe V2 war. Gröttrup wird, wie auch Kollege Wernher von Braun, stark umworben sowohl von den USA als auch von den Sowjets. Er bleibt in Thüringen, das inzwischen von den Sowjets besetzt ist. Als deutsche Fachleute nach Russland gebracht werden, um Wiedergutmachungsarbeit zu leisten, ist Gröttrup dabei. Er lebt mit Ehefrau und zwei Kindern bis 1953 in Moskau, Kaliningrad und auf der "Gefängnisinsel" Gorodomlia. Als er mit seiner Familie nach Deutschland zurückkehren darf, schmuggelt ihn der britische Geheimdienst aus der DDR heraus in die BRD, wo er sich in der neuen Branche "Informatik" engagiert. Er ist wesentlich an der Erfindung der Chipkarte beteiligt. Helmut Gröttrup stirbt im Alter von 65 Jahren in München. - Alfred Schmidt beschäftigt sich in seiner flüssig geschriebenen Romanbiografie vor allem auch mit dem Leben und dem Denken des Erfinders, basierend auf vielen Gesprächen mit Familienangehörigen und ehemaligen Mitarbeitenden. Was war er für ein Mensch? Welche Verantwortung trägt ein Erfinder für das, was mit seiner Erfindung geschieht? Die faszinierende Lebensgeschichte und weltgeschichtliche Zeitreise wird sehr empfohlen.