Paradies und Römer

Danilo, Ferry und Frankie wachsen in den 1990er Jahren in einer von Drogenelend geprägten verödeten Wohnsiedlung in Heidenheim auf. Die Kinder aus den Wohnblocks in der Paradiesstraße Ecke Römerstraße sind schnell abgestempelt als Asoziale. Im Alter von 15 lernen die drei Jugendfreunde Ellen kennen, Objekt der Begierde der Burschen an der Kreuzung Paradies und Römer. Auch sie stehen auf das Mädchen, haben Sex mit ihr, aber eine feste Beziehung beginnt sie nur mit Danilo. Ellen, mit 15 schon eine richtige Frau, ist ambitioniert, scheint auf einem guten Weg, scheitert aber beim Abitur, weil sie wegen eines Unfalls ihrer Mutter nicht mehr konzentriert bei der Sache ist. Zu ihrem endgültigen Verhängnis wird ihr dann ihre Ehe mit dem zu exzessivem Drogenmissbrauch neigenden Danilo, mit dem sie drei Mädchen hat, vor dem sie aber irgendwann wegen seiner Gewalttätigkeit flieht. Ferry stirbt an einer Diabetes-Erkrankung. Frankie aber schafft es, er macht eine Ausbildung zum Zahntechniker, geht nach Stuttgart, heiratet und hat einen Sohn. Gerade als Frankies berufliche Zukunft offen ist, weil sein Chef, ein Spieler, vor dem Bankrott steht, taucht Danilo nach mehr als einem Jahrzehnt wieder bei ihm auf. - In seinem intensiven neuen Roman erzählt Patrick Findeis, gelernter Zahntechniker, von Freundschaft und Verrat, von großen Träumen und der Hoffnung auf ein besseres Leben. Seine Figuren sind Klebemasse für ein von Gewalt- und Drogenerfahrungen geprägtes Szenarium. Die Erzählperspektive des Autors ist ziemlich befremdlich, er springt zwischen Zeit- und Handlungsebenen hin und her, lässt den toten Ferry zwischendurch als Erzähler auftreten und spart nicht mit Klischees. Insgesamt eine atmosphärisch dichte, aber auch recht dick aufgetragene Sozialstudie mit klugen, mitunter auch recht düsteren Alltagsbeobachtungen, für problembewusste Leser/-innen gesellschaftskritischer Stoffe absolut lesenswert.