Der Boulevard des Schreckens
Martin Kreutzer ist Volontär bei einer bekannten Berliner Zeitung. Lukas Moretti, ein früherer Mitstudent, wurde aufgrund einer künstlerischen Darbietung in einem Artikel in der New York Times erwähnt und die Berliner Zeitung will unbedingt ein
Interview mit ihm bringen. Kreutzer ergreift seine Chance und bietet sich an, zu Morettis Festival nach München zu fahren und seine vermeintlichen Beziehungen zu ihm zu nutzen. In München stellt sich das Unterfangen als schwierig heraus. Moretti weigert sich, ihm ein Interview zu geben, und kurz darauf wird er in in Kirching, einem Dorf in der Nähe, tot aufgefunden. Martin Kreutzer, der in seiner Verzweiflung noch in der Nacht ein gefaktes Interview an die Redaktion geschickt hat, soll nun exklusiv vor Ort berichten. In Kirching geschehen seltsame und unheimliche Dinge, die zu weiteren Todesfällen führen. Kreutzer ist überfordert. Der versprochene Fotograf lässt auf sich warten, einzig eine Journalistin, die für den Spiegel schreibt, will mit ihm zusammenarbeiten. Die Lage spitzt sich zu und wird zunehmend gefährlich. Eine aufgewiegelte Bürgerwehr, die die Einwohner anderer Kulturen für alles verantwortlich macht, verbreitet Angst und Schrecken. Der sich zwischen bayerischer Bodenständigkeit, realistischer politischer Problemstellungen und übernatürlichem Geschehen hin- und her bewegende Roman kommt teilweise einer Satire gleich. Nicht verwunderlich - war doch der Autor Chefredakteur des Satiremagazins Titanic.
Gabriele Berberich
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Boulevard des Schreckens
Moritz Hürtgen
Verlag Antje Kunstmann (2022)
300 Seiten
fest geb.