Fratelli
Comic-Autor Alessandro Tota hat mit seiner Geschwister-Erzählung „Fratelli“ den Durchbruch geschafft. Als Schauplatz wählt er seine eigene Geburtsstadt: Bari, Hauptstadt der Region Apulien, Universitätsstadt, aber eben im ärmeren Süden des Landes gelegen. Als unterschiedlich stark verlotterte Protagonisten präsentiert er die Brüder Cosime und Nerone. Mit zumeist 6 Schwarz-Weiß-Bildern pro Seite skizziert Tota die beiden jungen Männer als Teil der desillusionierten Jugend im Italien der Neunzigerjahre. Arbeits- und längst auch ambitionslos leben Cosime und Nerone in den Tag hinein. Mangels Alternativen mischen sie sich unter Punks, Junkies, Drogendealer. So unterschiedlich wie ihre Brillen-Modelle und Bart-Styles, geraten Cosime und Nerone häufig aneinander, zweifeln im Streitgespräch sogar ihre Verwandtschaft an. Nichtsdestotrotz liest sich der Comic eher als halb tragisch, halb komisches Zeitzeugnis denn als Geschwister-Geschichte. Aufgrund ihrer Authentizität empfehlenswerte Erzählung europäischer Zeitgeschichte.
Michaela Groß
rezensiert für den Borromäusverein.
Fratelli
Tota Alessandro ; aus dem Italienischen von Myriam Alfano
Reprodukt (2021)
159 Seiten
fest geb.