Kein Bett in der Nacht

Wohnungslosigkeit ist ein Thema, das nicht häufig in Bilderbüchern für die Kleinsten beschrieben wird. Umso wichtiger ist dieses Buch, weil es die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung der Menschen thematisiert, die kein Bett in der Nacht, keine Tür zum Abschließen und kein Fenster haben, um sich Regen und Schnee, der draußen wütet, von innen anzusehen. Aus der Perspektive eines kleinen Jungen, der sich vorstellt, dass Menschen, die auf der Straße schlafen, die Sterne viel besser sehen, klingt das Problem der Obdachlosigkeit erst einmal nicht so schlimm, eher romantisch. Als der Junge größer wird, erkennt er das Problem und sieht, dass Obdachlose nicht nur kein Dach über dem Kopf haben, sondern meist auch keine Menschen, mit denen sie ihre Probleme teilen können und auf deren Freundschaft sie zählen können. Also organisiert der Junge Kleidung und Essen für die Wohnungslosen und verteilt alles. So kommt er mit vielen, die unter freiem Himmel wohnen, ins Gespräch und erfährt Genaueres über ihre Schicksale. Er hält an seinem Idealismus fest, möchte die Welt verändern und glaubt daran, dass die Menschen ein Herz haben. - Die Texte sind einfühlsam geschrieben, allerdings teilweise nicht ganz kindgerecht. Auch die Definition von Obdachlosigkeit am Anfang des Buches ist mehr an Erwachsene gerichtet. Trotzdem führt das Bilderbuch Kinder sensibel an das Thema Wohnungslosigkeit heran. Die Illustrationen unterstreichen mit den in Grau und Blau gehaltenen Bildern von Häusern und Umgebung eindrucksvoll die Hoffnungslosigkeit der Menschen, wohingegen kleine Details wie rote Bänder, die in kleinen Herzen enden, die Verbindungen zwischen den Menschen betonen. Kinder werden durch "Kein Bett in der Nacht" dazu ermuntert, Toleranz und Empathie zu entwickeln und Dinge zu hinterfragen. Empfehlung für den Bilderbuchbestand!