Und dann noch ...

Die preisgekrönte Autorin und Illustratorin Lucia Zamolo widmet sich in einer farbprächtigen Mischung aus Comic, Autobiografie und Tagebuch dem Thema Stress. Man erfährt, was bei Stress im Körper passiert, Forscherinnen und Forscher werden zitiert und deren Ideen vorgestellt. Fachbegriffe wie Gender Pay Gap und Burnout erläutert sie verständlich, entlarvt Mythen unserer Leistungsgesellschaft und gibt schließlich Tipps zur Stressbewältigung. Die Autorin selbst führt als roter Faden durch das Buch. Wie in ihren Büchern zu anderen relevanten Themen wie Menstruation ("Rot ist doch schön", BP/mp 19/837) und Migration ("Jeden Tag Spaghetti", BP/mp 23/8) verknüpft sie private Erfahrungen mit politischen Appellen und allgemeinen Erkenntnissen. Besonderes Markenzeichen ist Zamolos Handschriften-Stil: Der Text ist durchgängig handgeschrieben, sie variiert Schriftart, Schriftgröße und Schriftfarbe. Hier wird auch mal was dazwischengekritzelt und durchgestrichen. Die Wörter entwickeln ein Eigenleben, erinnern an Konkrete Poesie, wenn das Wort Sehstörungen auch verschwommen geschrieben ist und die kreisenden Gedanken wortwörtlich kreisend dargestellt werden. Typisch und originell sind die witzigen Illustrationen, wenn z.B. Nervenzellen Gesichter bekommen. Das empathisch gestaltete Buch ist vor allem für junge Menschen als Mutmacher geeignet; aber auch jeder Mensch, der sich manchmal wie die neunarmige Figur auf dem Titelbild fühlt, wird hier eine erhellende und kluge Lektüre finden. Fans von Liv Strömquist werden es ebenso lieben. Sehr schön ist auch die Botschaft, dass der Mensch an sich einen Wert hat, egal was er leistet oder tut. Ein zauberhaft gestaltetes Gesamtkunstwerk unter den Sachbüchern, das in jede Bücherei gehört!