Deutschland der Extreme
"Die Demokratie in Thüringen ist aus der Geschichte des Landes heraus besonders verwundbar" (S. 222), so das Fazit des in Jena geborenen renommierten Journalisten Martin Debes. Das zeigte sich schon in der Weimarer Republik, als Thüringen ab 1924
zu einem Machtlabor der Nazis wurde. Nach dem Zusammenbruch der DDR kam es zu einem in der Geschichte beispiellosen Elitenaustausch. Mit dem Systemwechsel wurden alle Führungspositionen in Politik, Verwaltung, Justiz, Medien und Wirtschaft von „Wessis“ übernommen. Der Zusammenbruch der ostdeutschen Wirtschaft führte zu einem Braindrain nach Westen und zu einem anhaltenden kollektiven Enttäuschungsgefühl. Auf diesem Nährboden konnten radikale und extremistische Strömungen gedeihen. - Der Autor zeichnet die politischen Affären und parlamentarischen Kämpfe im Bundesland Thüringen von 1990 bis zur Gegenwart nach, die von einer Erosion der demokratischen Kultur zeugen. Angesichts der Ambitionen von Höcke, Wagenknecht und Maaßen steht die Demokratie in Thüringen vor einer Bewährungsprobe. Die wichtigen Landtagswahlen im Herbst 2024 verleihen dem informativen Sachbuch, das sich phasenweise wie ein Politkrimi liest, eine besondere Aktualität; Empfehlung für alle Büchereien.
Johann Book
rezensiert für den Borromäusverein.

Deutschland der Extreme
Martin Debes
Ch.Links Verlag (2024)
278 Seiten
kt.