Die Füchse haben Gruben, die Vögel haben Nester

In den 1930er Jahren wird das Leben durch das Erstarken der Nazis schwieriger und viele überleben den Terror und dann später den Krieg und das Wüten der Russen nicht. Das Schicksal der Altvorderen der Familie Vogel unterscheidet sich nicht so sehr Die Füchse haben Gruben, die Vögel haben Nester von anderen. Sie erleben Tod und Vertreibung, flüchten kurz vor Kriegsende nach Westen, landen in Thüringen in einem kleinen Ort. Das Haus, in dem sie unterkommen, wird für lange Zeit ihre neue Heimat. Und sie bleibt es auch, als das Dorf, direkt an der Demarkationslinie gelegen, geteilt wird. Sie leben nun mit einem Wall und Minenfeldern, Selbstschussanlagen und Hundekorridoren. Fluchtpläne werden spätestens nach dem Tod eines jungen Mannes im Todesstreifen ganz in ihrer Nähe begraben. Und dann kommt die Wende und ein neues, unbekanntes Leben, das andere Härten mit sich bringt. Vor allem die Wohnsituation ist prekär; der Zusammenhalt, wie er in Ostdeutschland gegeben war, schwindet. - Die Erzählung wird aus zwei Perspektiven erzählt; immer wieder ein Vergangenheitsabschnitt mit einem Bericht aus der Gegenwart. Der Verlust von Heimat spielt immer mit, wie schon in "Zeit des Vergessens", dem Erstlingsroman der Autorin. Diese Geschichte von "gehen und ankommen" ist eindrücklich, eine Schilderung der deutschen Lebenssituation vieler Menschen in der jüngeren Vergangenheit. Das ist berührende, geistreiche Unterhaltung, nicht zuletzt durch die intelligenten Sprachfindungen und Beschreibungen der durchweg interessanten Protagonisten. Bestens empfohlen.

Erwin Wieser

Erwin Wieser

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Füchse haben Gruben, die Vögel haben Nester

Die Füchse haben Gruben, die Vögel haben Nester

Yvonne Zitzmann
Muery Salzmann (2022)

212 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 750975
ISBN 978-3-99014-230-1
9783990142301
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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