Clockers

Ein weißer Cop, der in Drogensumpf und Korruption anständig bleibt, der lieber die Unschuld als die Schuld beweisen und seinem "Klienten" eine Brücke ins normale Leben bauen will und ihm schließlich zur Flucht verhilft, ist der kleine Held (Rocco Klein) dieses in jeder Hinsicht gewaltigen Drogenepos. Sein Gegenspieler: ein schwarzer, magenkranker, von Skrupeln und Selbstzweifeln geplagter Jungdealer, der eher an die Opfer als an das "leicht" verdiente Geld denkt. Ausgangspunkt dieses im amerikanischen Drogenmilieu angesiedelten Kriminalromans (erstmals 1992 in den USA und in Deutschland erschienen und von Spike Lee verfilmt) ist die brutale Ermordung eines Dealers. Ein bisher unbescholtener Schwarzer stellt sich der Polizei als Täter. Er sei überfallen worden und habe in Notwehr gehandelt. Rocco Klein gibt sich mit diesem Geständnis nicht zufrieden. Es sieht so aus, als habe der Geständige seinen jüngeren Bruder, einen schon vorbestraften "Clocker" (Kleindealer), schützen wollen. Jeweils abwechselnd wird aus der Perspektive des Polizisten und des "Gejagten" erzählt, bevor im letzten Kapitel - mit der überraschenden Lösung des Falles - beide Stimmen zusammengeführt werden. Schon in diesem ersten großen Roman des kürzlich durch den Welterfolg "Cash" über Amerikas Grenzen hinaus bekannt gewordenen Autors wird deutlich, mit welch großem Einfühlungsvermögen der Autor alle seine Figuren behandelt. Eine äußerst drastische Schilderung des die amerikanische Gesellschaft prägenden Rassen- und Drogenproblems ist eng mit der Kriminalgeschichte verwoben. Der zutiefst menschliche Blick auf die Unzulänglichkeit aller menschlichen Existenz macht den Roman so bewegend. Ein "must!" für jeden Krimifan, denn die sprachliche Souveränität dieses grandiosen Autors beeindruckt und macht die Lektüre auch für den anspruchsvollen Leser zum Genuss. (Übers.: Peter Torberg)