Café Royal
Die Via Marghera mit dem Café Royal in einem wohlsituierten Viertel in der Mailänder Innenstadt im Sommer 2020 ist Schauplatz für 18 kleine Betrachtungen über das Leben und die Liebe. Unterschiedliche Protagonisten, einige sind miteinander verbunden,
andere nicht, sinnieren über ihren Ist-Zustand, ihre Vergangenheit, ihre geplatzten Träume, ihre möglichen Beziehungchancen und ihre Zukunft. Noch ist die Corona-Pandemie nicht überwunden und das drückt auf die Stimmung. Es sind Alltäglichkeiten, Luxusprobleme und Belanglosigkeiten, die rund um das Café Royal aufgetischt werden. Da ist der unzufriedene Allgemeinmediziner, der die Praxis seines Vaters übernommen hat; die adoptierte Barbara, die ihr lesbisches Leben den Eltern verheimlicht; alleinerziehende Mütter mit ihren halbwüchsigen Töchtern, die der Jugend nachtrauern; oder ein verzagter Priester mit einem zu betreuenden Obdachlosen. Fast alle Personen stehen anständig da in ihrem auskömmlichen Leben und sind doch auf der Suche nach mehr Glück und Zufriedenheit. Unterhaltend, aber ohne tieferen Nachhall.
Karin Steinfeld-Bartelt
rezensiert für den Borromäusverein.

Café Royal
Marco Balzano ; aus dem Italienischen von Peter Klöss
Diogenes (2024)
180 Seiten
fest geb.