Fannys Rache

Im Bezirk Minsk kämpfen in der zweiten Hälfte des 19. Jh. Personen aus benachteiligten Minderheiten. Die Titelfigur Fanny, von ihrem Vater zur Schächterin ausgebildet, glaubt, den verschwundenen Mann ihrer Schwester suchen und ihre Schwester rächen zu müssen. Dafür lässt sie ihre Familie im Stich, der sich wiederum ihre Schwester zuwendet. Auf ihrer Reise begegnet Fanny auf vielfältige Weise Cicek und Adamsky. Beide, aus jüdischen Familien aus Fannys Geburtsort stammend, wurden als Kinder von der jüdischen Gemeinschaft den herrschenden Russen bei einer Soldatenrekrutierung ausgeliefert und bringen es in ihrem Soldatenleben zu hohem Ansehen. Ihre Herkunft werden sie dennoch nicht los. Der Geheimdienstler Novak und Major Padzari begegnen den vier auf deren Reise und Suche nach dem Schwager. Sie stammen aus einfachen Verhältnissen und erkämpften sich ihre Karriere mit Härte, Ausdauer und nicht ganz korrekt. Die Biografien der sechs Hauptfiguren sind in dem reichlich dekadenten russischen Reich persönlich und gesellschaftlich miteinander verwoben. Keine/r kommt mit ihrem/seinem Drang nach persönlicher Entfaltung der eigenen Persönlichkeit wirklich weiter, Gewalt, Gewohnheiten und Konventionen bilden die Schranken. - Der mehrfach preisgekrönte Roman präsentiert das ultraorthodoxe jüdische Leben und den russischen Antisemitismus im 19. Jh. in einer Intensität, die mit dem Wissen des Jahres 2024 schmerzt. Dem Autor gelingt das Hineintauchen in die jiddische, jüdische, polnische und russische Sprach-, Phantasie- und Kulturvielfalt. Manche Textlängen verlangen Lesekondition. Ein lexikalischer Anhang zu Worten und Sachbezügen fehlen, wären für das historische Verständnis hilfreich. - Für ausgebaute Bestände.