Das perfekte Leben des William Sidis

Der mehrfach ausgezeichnete Autor erzählt in dem authentischen biografischen Roman das Leben dieses "klügsten Menschen aller Zeiten" (Umschlag) auf sehr ungewöhnliche Weise, indem drei Zeitebenen auf raffinierte Weise ineinander verschränkt werden. Geburt (1898) und Kindphase, Adoleszenz und schließlich das frühe Lebensende (1944) von William Sidis werden in stetem Wechsel aufgerufen, und somit in ein interessantes Spannungsverhältnis gesetzt, beleuchten sich somit gegenseitig und sorgen insgesamt für ein hochspannendes Porträt eines Menschen, der das Schicksal vieler höchstbegabter Menschen teilt. Das "perfekte Leben" des Protagonisten entpuppt sich nämlich bei genauerem Hinsehen eher als eine Kette beinahe desaströser Misserfolge. Ob er als Dreijähriger den Freundinnen der ehrgeizigen Mutter als Wunderkind und Produkt einer modernen Erziehung vorgeführt wird oder als Zehnjähriger vor der versammelten Professorenschaft von Harvard seine Theorie der vierten Dimension präsentiert, stets bleibt ihm das Leben eines "normalen" Kindes verwehrt, stößt er als frühreifes, von der Öffentlichkeit hofiertes Wunderkind auf Spott und Ablehnung. Jedes öffentliche Aufsehen will er vermeiden. Ein perfektes Leben kann er sich nur in Abgeschiedenheit vorstellen. Die Liebe seines Lebens zu Martha, einer jungen Kommunistin, bleibt unerfüllt. Die Teilnahme an einer Demonstration an ihrer Seite führt zu seiner Verhaftung, der er nur entgeht, weil die Eltern, beides Ärzte, ihn für unmündig erklären. Am Ende seines kurzen Lebens fristet er sein Dasein unter falschem Namen in subalternen Bürojobs, in ständiger Angst erkannt zu werden. Spannend und lesenswert! (Übers.: Peter Urban-Halle)