Und Nilas sprang

Assar ist nur 17 Jahre alt, als zwischen ihm und der wesentlich älteren Margareta eine starke Passion entflammt. Margareta lebt mit ihrem Mann Hebbe auf einem kleinen Hof. Sie gebärt einen Sohn, die Hauptfigur Håkan. Als Hebbe stirbt, hilft ihr der Lappe (heutiger Sprachgebrauch Same) und Rentierzüchter Lars mit ihrer kleinen Milchwirtschaft. Mit Lars bekommt Margareta ihren zweiten Sohn, Nilas. Håkan, der nicht weiß, wer sein Vater ist, findet den Halt, den ihm seine labile Mutter nicht geben kann, bei seinen beiden Stiefvätern Hebbe und Lars. Assar zieht nach Stockholm, kehrt aber nach etlichen Jahren ins Heimatdorf zurück und nimmt die Beziehung mit Margareta wieder auf. Kurz danach verschwindet Nilas unter mysteriösen Umständen. - Die Debütantin Maria Broberg lebt dort, wo sie ihren Roman angesiedelt hat, in der Provinz Västerbotten, gleichermaßen Heimat von P. O. Enquist. Wie er, schildert auch Broberg die nordschwedische Landschaft und deren wortkargen, von harten Lebensumständen und pietistischen evangelischen Erweckungsbewegungen geprägten Bewohner/-innen. Der Roman spielt von 1948 bis 2008 und spiegelt durch den empfindsamen Håkan die Modernisierungsprozesse dieses abgelegenen Landstriches. Aufgewachsen auf einem kleinen Bauernhof, bevor Motorsägen die Waldarbeit und Schneemobile die Rentierhaltung revolutionierten, jobbt Håkan im Teenageralter als Flößer und beendet sein Berufsleben als Testfahrer deutscher Autos. Hedwig M. Binder, die 2020 den Übersetzungspreis der Schwedischen Akademie erhielt - insbesondere als Übersetzerin von Kerstin Ekman - hat diese vielschichtige Geschichte einschließlich dialektalen Passagen in ein stimmiges Deutsch übertragen. Starkes Debüt aus einer der fesselndsten literarischen Landschaften Schwedens.