Malnata

Der Beginn des Romans ist schockierend: eine versuchte Vergewaltigung und ein Totschlag - beides wird erst am Schluss aufgeklärt. Die Autorin beschreibt, wie zwei junge Mädchen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten sich anfreunden: Francesca Malnata und Maddalena, die „Malnata“, die Unheilbringende also, genannt wird, stammen aus unterschiedlichen Milieus, hätten sich eigentlich nie treffen und anfreunden sollen: Francescas Familie ist gutbürgerlich, die Mutter Anhängerin des Faschismus, der Vater kämpft nach der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren um seine kleine Fabrik. Maddalena dagegen hat eine große Familie, die arm ist. Sie gilt als Außenseiterin im Ort. Doch in Maddalenas Familie erlebt Francesca zum ersten Mal Wärme und Zuneigung, erfährt, dass auch ein Mädchen seine Meinung sagen kann, dass man gesellschaftliche Regeln auch brechen, Verbote ignorieren und sich auflehnen kann, und dass „Worte gefährlich sind“. Die Freundinnen verbringen einen glücklichen Sommer 1935 an den Ufern des Flusses und besuchen dann zusammen die Schule, wobei Francesca „die wirklich wichtigen Dinge“ von Malnata lernt. Als Malnatas Schwester Donatella schwanger wird und ihr Verlobter sie verlässt, beschließen die Mädchen, ihr zu helfen und für Gerechtigkeit zu sorgen - mit schlimmem Ausgang. Ein eindrucksvolles Romandebüt einer sehr jungen italienischen Autorin, das ein wenig an Elena Ferrante erinnert, in dem Zeitgeschichtliches der 1930er-Jahre mit der Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft verbunden wird. Sehr empfohlen.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Malnata

Malnata

Beatrice Salvioni ; aus dem Italienischen von Anja Nattefort
Penguin Verlag (2024)

269 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 617661
ISBN 978-3-328-60271-2
9783328602712
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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