Flucht nach Patagonien

Februar 1937, auf der Überfahrt nach Argentinien zieht Jean-Michael Frank schreibend Bilanz über die bisherigen 42 Jahre seines Lebens, vor allem über die Beziehung zu seinem verstorbenen Partner und Freund seit Schultagen. Frank ist ein aufstrebender Innenarchitekt und, obwohl Autodidakt, sehr erfolgreich in Paris. Er ist nun auf der Reise zum ersten Grandhotel Patagoniens, das er in seinem Stil ausstatten soll. Er reist in Gesellschaft seiner Mentorin, Eugenia Errázuriz, Mitinitiatorin des Projekts in ihrer Heimat. Sie ist Mentorin, Mäzenin und Patin zahlloser Künstler der Moderne, Picasso hat sie mehrfach porträtiert. So führt die Autorin Jana Revedin - selbst Architektin - mitten hinein in die Pariser Künstlerszene der 30er Jahre. Angekommen in Argentinien gibt es noch mehr aufregende Namen, die Fliegerin Amelia Earhart bringt die Pariser Reisenden mit ihrer legendären Lockheed Electra nach Patagonien, Walt Disney ist dort, um für "Bambi" zu drehen und sogar Eleanor Roosevelt findet sich ein. Künste, Stile, Gesellschaft und Politik der Zeit werden in einem bunten Reigen referiert, Franks Geschichte dient als roter Faden. Dazuerfunden hat die Autorin wenig, sie hält sich an große Namen, zu viele vielleicht, um den Persönlichkeiten genug Raum zu geben und mehr als pure Oberfläche zu bieten, für die Jean-Michael Frank ein Meister war. Trotzdem ein interessanter Ausflug ans andere Ende der Welt und ans Ende einer Zeit, in der sich die tonangebenden künstlerischen Strömungen noch in einer Stadt bündelten. Jean-Michael Frank und Eugenia Errázuriz standen auch für demokratische Werte und Toleranz, sie fanden nach ihrer Rückkehr keine dauerhafte Heimat mehr in Paris. Für kunst- und kulturinteressierte Leser/-innen.