Eine kurze Geschichte der deutschen Philosophie

Vittorio Hösle legt ein angenehm lesenswertes, im besten Sinne lehrreiches Werk vor, eine Kurzgeschichte der deutschen Philosophie in 13 Kapiteln. Der Autor wurde 1960 in Mailand geboren, promovierte mit 22 Jahren in Tübingen und lehrt nach akademischen Stationen in Deutschland seit 1999 als Philosoph in den USA. Die deutsche Philosophie ist aus Deutschland ausgewandert: Das kann man auch programmatisch lesen im Sinne von Hösles These, dass die "deutsche Philosophie" eigentlich nur ein Kunstbegriff sei, erfunden zur Planierung des Sonderweges des "deutschen Geistes", der aber in seinen besten Momenten ein europäischer, ein universaler Geist gewesen ist. Dessen 'Themen' sind Metaphysik, Ethik, Erkenntnistheorie, Sprachtheorie und Religion; das "Grübeln über Gottes Wesen", schreibt Hösle, war "einer der großartigsten Züge des deutschen Geistes", schon bei Meister Eckhart und bei dem "teutonicus philosophus" Jakob Böhme. Hösle konzentriert sich vor allem auf den Zeitraum von 1770 bis 1930, der deutsche Idealismus sei "die intellektuell anspruchsvollste Philosophie", die Deutschland hervorgebracht habe. Alle Kapitel (besonders die über Leibniz, Kant, Schopenhauer, Nietzsche, Heidegger) verbinden Verständlichkeit mit dem Anspruch des denkenden Mitlesens. Kein Zweifel, hier wird Philosophiegeschichte spannend erzählt und grundlegend erklärt, nicht anekdotisch über die "philosophische Hintertreppe", nicht romanhaft als "Sophies Welt", sondern als historische Entwicklung universaler Ideen, die großen Einfluss auf Politik und Literatur gehabt haben. - Allen Beständen empfohlen.