Von oben fällt man tiefer

Theophil Kornmaier begibt sich auf Rat seiner Psychologin hin auf eine Wanderung. Er hat ein Kindheitstrauma zu bewältigen: Vor vielen Jahren ist während eines alpinen Familienausflugs sein kleiner Bruder Matti zu Tode gekommen. Kornmaier fragt sich seither, ob er wohl Schuld daran hatte. Nun also steht die Alpenüberquerung innerhalb einer bunt gemischten Gruppe an. Ist schon Theophil ein verschrobener Typ, so zeitigt auch jeder seiner Mitwanderer eine respektable Macke. Johanna ist stark narzisstisch veranlagt und trachtet nur danach, jeden Mann in die Kiste zu kriegen. Laura, eine junge Frau mit Borderline-Syndrom, scheint dem Leben gar nichts Positives abgewinnen zu können. Gerlinde und Gerald Luscher tragen ein gemeinsames Problem über die Berge: Sie will heiraten und Kinder, er nicht. Bruni und Detti sind ein in die Jahre gekommenes Ehepaar, das nur noch der Trauschein zusammenhält. Und dann ist da noch der Oberhuber Josef, seines Zeichens Bergführer, dessen Traum es ist, so schnell wie möglich eine eigene Bergsteigerschule für Profis zu eröffnen. Theophil Kornmaier entwickelt schnell das Gefühl: "Hier stimmt was nicht!" Hat er recht? - Anne Bandel erzählt aus Sicht ihrer Protagonisten und lässt die Lesenden jeweils an deren Gedankenwelten teilhaben. Fast poetisch beschreibt sie die Natur, und ihre Route dürfte in jedem Fernwanderführer zu finden sein. Obwohl sich die Autorin manchmal in Längen bei den Beschreibungen von Gefühlen oder Vorgängen ergeht, gelingt es ihr, eine ungemeine Spannung aufzubauen, die bis zum Schluss anhält. Sehr empfehlenswert!