Nach der Flut das Feuer
Baldwins Schrift ist 1963 erschienen und hat seinen 1924 geborenen Autor schlagartig berühmt gemacht. Aufgewachsen als 'Negro boy' in Harlem hat er die Gewalt weißer Polizisten ebenso kennen gelernt wie die mangelnden Zukunftschancen schwarzer Jugendlicher und die damit verbundene Versuchung, in die Kriminalität abzugleiten. Schonungslos analysiert Baldwin in seinem Essay die Ursachen und die Auswirkungen von Rassismus auf eine Gesellschaft und auf den Einzelnen. Baldwins Analyse reicht tief und bezieht religiöse Aspekte ebenso mit ein wie materielle und psychologische. Dabei setzt er sich auch mit der Fixierung auf einen weißen christlichen Gott auseinander. Eine Gottesbild, das viele Jahrhunderte als Vorwand für rassistische Ausgrenzung missbraucht wurde. Doch Baldwin hat auch die andere Seite kennengelernt: einen in Teilen der schwarzen Bevölkerung herrschenden Rassismus und die Allmachtsfantasien der Black Muslims und ihrer Form des Islams. - Diese Unbestechlichkeit und die Schärfe seiner Analyse ist es, neben seiner mitreißenden, pointierten Sprache, die das Essay bis heute zu einem wichtigen Beitrag im Kampf gegen Hass und Vorurteile macht.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Nach der Flut das Feuer
James Baldwin ; aus dem amerikanischen Englisch von Miriam Mandelkow
dtv (2019)
121 Seiten
fest geb.