Giovannis Zimmer

An seinem letzten Abend in Südfrankreich blickt der Ich-Erzähler David wehmütig zurück. Er sitzt am Fenster eines Hauses, das seine Freundin Hella und er ein paar Monaten zuvor gemietet hatten. Seit einer Woche ist sie weg, auf hoher See auf dem Giovannis Zimmer Weg zurück in die USA, wo auch er herkommt. Eines Tages war Hella allein nach Spanien aufgebrochen, um sich über sich klar zu werden. Danach war David bei Giovanni gewesen. - James Baldwin lässt in seinem zweiten, autobiografisch gefärbten Roman (zul. "Von dieser Welt", BP/mp 18/677) die Zeitebenen verschwimmen. Nach und nach wird eine Beziehung aufgedröselt. David hatte Giovanni in seinem zweiten Jahr in Paris kennengelernt. Er war der neue Barmann in einer Schwulenbar. Sein Verhältnis zu Giovanni gestaltet sich zwiespältig. Einerseits führen sie Gespräche über philosophische Fragen, andererseits erweckt dieser in David wieder ein Verlangen, das er gebändigt glaubte. Das lässt Davids Gefühle in Hass umschlagen, symbolisiert durch seinen Ekel vor Giovannis winzigem, zugemüllten Zimmer. - Der 1956 erschienene Roman brach zwei Tabus: Baldwin schrieb als schwarzer Schriftsteller über die Liebe zwischen zwei weißen Männern. Sein US-Verlag trennte sich daraufhin von ihm, seine Agentin forderte ihn auf, das Manuskript zu verbrennen. Heute gilt der Roman als Baldwins berühmtestes Buch, in dem er seinem Lesepublikum einfühlsam ein komplexes Bild von Homo-/Bisexualität nahebringt.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Giovannis Zimmer

Giovannis Zimmer

James Baldwin ; aus dem amerikanischen Englisch von Miriam Mandelkow
dtv (2020)

207 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 600467
ISBN 978-3-423-28217-8
9783423282178
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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