Nach Norden
Über 25 Jahre währte der Bürgerkrieg zwischen Tamilen und Singhalesen in Sri Lanka. Er forderte viele Opfer, vor allem unter der einfachen Bevölkerung und den Tamilen. Privilegierte Bürger konnten ihre Söhne ins Ausland schicken, so wie Krishan, der nun nach langen Jahren in Delhi zurück in der Hauptstadt Colombo ist. Als die tamilische Pflegerin seiner Großmutter überraschend bei einem Heimatbesuch stirbt, erklärt sich Krishan bereit, in Vertretung der Großmutter zu deren Beerdigung in den Norden zu reisen. Die Beobachtungen auf der langen Zugfahrt lassen ihn über sein behütetes Leben und seine Sehnsüchte reflektieren. - In wundervoller poetischer Sprache und mit einem Auge für kleinste Details schildert der Autor einfühlsam die Ängste, Sehnsüchte und Hoffnungen einer durch Krieg zerrütteten Gesellschaft. Privilegierte wie einfache Bürger stehen vor einer ungewissen gemeinsamen Zukunft und müssen versuchen, wieder zusammenzufinden. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg ist dieser Roman hoch aktuell und spiegelt wider, was auf das osteuropäische Land zukommen wird. Sehr gerne empfohlen!
Stefanie Simon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Nach Norden
Anuk Arudpragasam ; aus dem Englischen von Hannes Meyer
Hanser Berlin (2022)
319 Seiten
fest geb.