Die Geschichte von Nikolaus

Schon auf der ersten Doppelseite gelingt es Susanne Niemeyer, eine gewisse Spannung bei den jungen Leser/-innen zu wecken: Der Mond scheint über einer orientalischen Stadt, in der nur noch ein Fenster erhellt ist. „Hörst du das? Jemand weint. Komm, wir schauen durchs Fenster.“ Und schon ist man in der Geschichte, der Legende. Da sieht man einen armen, verzweifelten Mann, der nicht mehr weiß, wie er seine drei hungrig eingeschlafenen Töchter weiter versorgen kann. Sein Nachbar rät ihm, sie zu verkaufen, aber das käme für den Vater niemals in Frage. Nikolaus hört eher zufällig davon und wird sehr nachdenklich. Er ist Bischof und so reich, dass er sich alles kaufen könnte. Aber er braucht das „Alles“ gar nicht und als er am Abend am übervoll gedeckten Tisch sitzt, fasst er einen Entschluss. Er schleicht durch die Dunkelheit zu dem Haus der drei Mädchen und legt einen goldenen Apfel vor die Tür. Wie groß sind Staunen und Freude bei den Kindern, die an einen Zauber glauben. Der Vater weiß natürlich, dass dahinter ein Mensch steckt. Und als am nächsten Morgen wieder ein Goldapfel vor der Tür liegt, ist er so voll tiefer Dankbarkeit, auch neugierig, dass er wach bleibt und völlig überrascht den Bischof erkennt, der ihm lächelnd bedeutet, ihn nicht zu verraten und mit seinem Sack voller Geschenke in der Dunkelheit verschwindet. - Diese wirklich schön vorzulesende, kindgemäße und auch spannend erzählte Legende wird ganz wunderbar aquarellartig und mit vielen liebevollen Details von Nina Hammerle illustriert. Dass sich auf den meisten Bildern so manches Mäuschen entdecken lässt, sei hier noch mit einem Augenzwinkern erwähnt. Unbedingt empfehlenswert!