Ein Akt der Gewalt

13 März 1964, vier Uhr früh, New York: Katrina Marino, die als Nachtmanagerin in einer Fitness-Bar arbeitet, macht sich auf den Heimweg. Die Straßen sind menschenleer, trotzdem hat Katrina das Gefühl, beobachtet zu werden. Als sie sich wenig später ihrer Haustür nähert, nimmt sie aus dem Augenwinkel eine Gestalt wahr. Noch bevor sie reagieren kann, ist der Angreifer über ihr und sticht mit einem Messer auf sie ein, direkt vor ihrer Haustür und unter den Augen ihrer Nachbarn, die fast ausnahmslos untätig bleiben. Katrina fängt an zu schreien. Katrinas Nachbarn hören ihre Schreie und sehen, dass vor ihrer Haustür etwas Schreckliches passiert. Alle schauen aus ihren Fenstern, doch niemand unternimmt etwas. Alle glauben, dass schon irgendjemand die Polizei rufen wird, gehen aber weiter ihrem eigenen Leben nach. Jeder hat mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen, der Anblick der jungen Frau, die langsam im Innenhof verblutet, wird verdrängt. - Der amerikanische Autor stellt in diesem sehr beachtenswerten Roman, basierend auf einer wahren Geschichte - dem Mord an Kitty Genovese, der 1964 weltweit für Schlagzeilen sorgte - den sogenannten Bystander-Effekt in den Mittelpunkt und greift damit das Thema Zivilcourage auf. Daneben beschreibt er eindringlich, schonungslos und sehr detailliert Menschen und deren Probleme in einer verdorbenen Welt, die durch nichts mehr zu retten sei. Wirklichkeit und Fiktion sind in der äußerst spannenden, reportagehaft und in abgehacktem Erzählstil komponierten Geschichte in neun verschiedenen Handlungssträngen gelungen miteinander verknüpft. Ein sehr nachdenklich stimmender, tiefschwarzer Thriller - brutal, schockierend, bestürzend, traurig. Für urteilssichere Leser, die der harten Wirklichkeit ins Auge sehen können, sehr empfehlenswert. (Übers.: Thea Schwaner)