Ein anderer Takt

Die Willsons sind eine weiße Südstaatenfamilie in den USA und ehemalige Sklavenhalter. David Willson hat ein Stück seines Landes an seinen Knecht Tucker Caliban verkauft, den Nachkommen einer Sklavenfamilie, die schon immer den Willsons gehört Ein anderer Takt hatte. Dieser zerstört 1957 plötzlich seine Felder und sein Haus und verlässt mit seiner Familie die Gegend. Seine einzige Begründung lautet "dass man ihm etwas gestohlen hat und dass er das lange Zeit nicht gewusst hat, weil er nicht wusste, dass das, was man ihm gestohlen hat, überhaupt ihm gehörte." Damit setzt er eine Art Exodus in Gang: Kurze Zeit später sind alle Schwarzen aus der Stadt und dem Staat verschwunden und die Weißen fragen sich warum. Die plötzliche Weigerung der schwarzen Bevölkerung, weiter unter den Bedingungen der Unterdrückung zu leben, wird von den weißen Bewohnern der Stadt nicht verstanden, ja sie reden sich ein, dass sie "sehr gut ohne sie zurechtkommen". - Eine Geschichte von der ungebrochenen Macht der Weißen über die Schwarzen, erzählt aus der Sicht der Mitglieder der Familie Willson. Großartig: Ein Schwarzer schreibt, wie Weiße über Schwarzen denken! William M. Kelley ist ein Autor, der zu Recht wiederentdeckt wird und dessen Debüt aus dem Jahr 1962 hier vorliegt. Er fragt sich darin, was wohl passiert wäre, wenn die Schwarzen im Süden Amerikas es in den 1950er Jahren abgelehnt hätten, sich weiter unterzuordnen. Der Autor versucht, dies auch sprachlich zum Ausdruck zu bringen, da das schriftliche Amerikanisch afroamerikanisches Leben nicht wiedergeben kann. Dadurch wird die Lektüre etwas erschwert. Ein packender Roman, der nachdenklich stimmt. (Übers.: Dirk van Gunsteren)

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Ein anderer Takt

Ein anderer Takt

William Melvin Kelley
Hoffmann und Campe (2019)

299 S.
fest geb.

MedienNr.: 598088
ISBN 978-3-455-00626-1
9783455006261
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.