Der restliche Sommer

Da ist Paul, erfolgreicher Autor einer Benimm-Kolumne in einer Tageszeitung. Zusammen mit der aufregenden Sara steigt er für eine Zeit lang aus und findet sich an der Algarve wieder, wo er seinen Job und das Leben verliert. Da ist Sara, die in ihrem Leben immer an sich vorbeigelebt hat und in einem kleinen portugiesischen Restaurant ihre Bestimmung zu finden meint. Da ist Sonja, renommierte Psychotherapeutin und Ex-Frau Pauls, die durch ein stinknormales Radiointerview zur Ikone weiblicher Emanzipation wird, aber merkt, dass sie Paul immer noch liebt. Und da ist Tin, ein durch sein Schülerprojekt reich gewordener, beziehungsunfähiger Nerd, der Sara immer verehrt hat und erst durch einen Anschlag und die Begegnung mit einer trotzigen 19-Jährigen wirklich zu leben beginnt. Alle vier sind sie auf der Suche - nach sich, nach dem richtigen Leben, voller bislang nicht gelebter Impulse, ihrer Unzulänglichkeiten bewusst. Und alle finden durch plötzliche Ereignisse die entscheidende Wende in ihrem Leben. - Max Scharnigg ist mit diesem zunächst still daherkommenden, dann aber den Leser vor allem mit seiner überwältigenden Sprachkunst sofort fesselnden Roman eines der besten Bücher des Jahres gelungen. Scharnigg entführt den Leser mit viel Empathie und außerordentlichem sprachlichem Geschick in die Welt der Gedanken und Empfindungen seiner Protagonisten. Sein Stil ist romantisch, ohne kitschig-versonnen zu sein, frisch, ohne oberflächlich-burschikos zu wirken, originell, ohne sprachlich verstiegen zu sein, souverän, ohne dabei an Leichtigkeit zu verlieren. Er beschreibt scheinbar Belangloses, und der Leser begreift, dass gerade das auf den ersten Blick Alltägliche das Leben in seinem Wesen ausmacht. Für alle Bestände sehr zu empfehlen.