Land aus Schnee und Asche

Inkeri Lindqvist kommt 1947 in dem kleinen Ort Enontekiö, Westlappland, an. Für eine Zeitung in Rovaniemi soll sie die Situation in dem zerstörten Land und bei den zutiefst verstörten indigenen Samen dokumentieren. Inkeri hat aber auch persönliche Motive. Sie will herausfinden, was mit ihrem Mann Kaarlo geschehen ist, der während des Krieges in Finnland spurlos verschwunden ist. Reden will aber über das Geschehen kaum jemand, zumindest nicht, was den persönlichen Bereich angeht. Inkeri kommt in Kontakt mit einem alten Mann, Piera, und dessen Enkelin Bigga. Über diese beiden gibt es allmählich Kontakte zu weiteren Bewohnern, und bruchstückhaft dann allmählich mehr und mehr Offenbarungen über die Geschehnisse im Krieg. Als Inkeri ein Tagebuch eines Dolmetschers und Wachmannes aus Kriegszeiten in die Hände fällt, kann sie auch erahnen, was mit ihrem Mann geschehen ist. - Diese Geschichte erschließt sich einem eigentlich nur so richtig, wenn man sich mit der Geschichte Finnlands im Zweiten Weltkrieg zumindest rudimentär vertraut macht. Es ist eine komplizierte Gemengelage, in dem Land gab es überzeugte Nazis, es gab Mitläufer und es gab die überzeugten Gegner der Deutschen. Die Samen, als Menschen zweiter Klasse eingestuft, litten unter den radikalen Maßnahmen der Rassentheoretiker. Die Geschichte spielt von Februar bis September 1944, dem Ende des Krieges gegen die Sowjetunion in Finnland. In einer zweiten Zeitschiene geht es um die Situation im Jahr 1950. Die Schrecknisse in den Lagern und auf den Transporten werden nicht ausgespart; die brutalen Szenen sind erschütternd. Ein Roman mit beeindruckendem Spannungsbogen trotz ständiger Perspektivwechsel; ein interessantes Buch zu einem Thema, das hierzulande nicht so bekannt sein dürfte. Gerne empfohlen.